CHANCE FÜR MARXLOH
Der Duisburger Stadtteil Marxloh erlebte Anfang des 20. Jahrhunderts dank
der Industrialisierung seine größte Entwicklung. Nach dem Zweiten Weltkrieg bis in
die 1970er Jahre war Marxloh immer noch attraktiv, nicht nur für Arbeiter. Der Stadtteil hatte
ein großes kulturelles Angebot. In modernen Kinos feierten die deutschen Filmstars ihre
Premieren.
Heute sind etwa 60 Prozent der Bewohner neu in Marxloh. Aktuell wohnen hier
92 Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlicher sprachlicher und kultureller Orientierung.
Der Stadtteil hat seine Probleme, viele Menschen zogen weg. Die Stadt Duisburg möchte diese
Situation ändern. Der Bürgermeister meint, die Universität Duisburg ist attraktiv für Studenten,
denn die Mieten sind hier niedriger als in anderen Städten. „Wenn junge Menschen in die Stadt
kommen und in Marxloh wohnen, profitiert davon der ganze Stadtteil“, sagt er.
Elke Boden ist für ein Jahr nach Duisburg gezogen, um bei dem Stadtprojekt „Tausche Bildung
für Wohnen“ mitzumachen. Sie kommt aus Rostock und hat dort Architektur studiert. Jetzt
studiert Elke noch Kunstwissenschaft und lebt in Marxloh. Sie ist zufrieden. Und
das nicht nur, weil sie für ihr Zimmer kein Geld bezahlt. Sie kann auch an einem interessanten
Projekt der Stadt teilnehmen. Mit dem Projekt „Tausche Bildung für Wohnen“ hat man zwei
Ziele auf einmal erreicht. Die Studenten dürfen kostenlos in Wohnungen, die sich in alten
Immobilien befinden, wohnen. Sie verbringen dafür eine gewisse Zeit mit Kindern
des Stadtteils aus armen Familien: Sie helfen den Kindern bei den Hausaufgaben, geben ihnen
Nachhilfe und organisieren ihnen die Freizeit.
„Am Anfang sind manche Kinder distanziert und fürchten sich vor uns, aber das dauert nicht
lange“, sagt Elke. „Wir helfen bei den Hausaufgaben und erkennen oft auch ein Potential
in den Kindern. Sie sind nicht behindert, sie hatten einfach keine Chance, sich normal zu
entwickeln. Manche Kinder brauchen vielleicht Hilfe in Mathe, aber sprechen dafür fünf
Sprachen. Damit hatte ich nicht gerechnet! Die Kinder freuen sich richtig auf die Nachhilfe.
In den Ferien haben sie uns nette SMS geschickt“, erzählt Elke.
Für das Projekt kaufte die Stadt Duisburg einige Wohnungen. In jeder Wohnung leben immer
drei Studenten. Die Studenten haben die Räume renoviert und dürfen sie kostenlos nutzen. Hier
finden auch die Nachhilfe und ein Großteil der Freizeitaktivitäten statt. Die Studenten müssen,
bevor sie Nachhilfe geben, dafür geschult werden und mindestens 18 Jahre alt sein. Nur dann
dürfen sie bei dem Projekt mitmachen. Am Wochenende lernen die Studenten auch gemeinsam
mit den Kindern die Stadt und die Umgebung kennen. Dabei gewinnen sie viel Erfahrung als
Betreuer.
nach: www.mitmischen.de