BERUF: SCHUHMACHERMEISTER
Willi Dejung ist seit 51 Jahren Schuhmachermeister in Gonsenheim. Die meisten Schuhmacher
müssen heute zusätzlich einen Schlüsseldienst anbieten, um Geld zu verdienen. Willi Dejung
bietet nur Reparaturen an Schuhen und anderen Lederwaren an. „Wir haben nie zu wenig Arbeit
gehabt“, sagt er stolz. Seine Kunden, die aus Mainz und der Umgebung kommen, bringen ihm
80 bis 100 Paar Schuhe pro Tag. „Eine Familie aus Gonsenheim, die in die Schweiz gezogen
ist, bringt mir immer noch ihre Lederschuhe, wenn sie hier zu Besuch ist“, berichtet Dejung.
Dazu kommen rund 40 Ledertaschen pro Woche, plus Koffer und Gürtel.
Das Geschäft ist ein Familienunternehmen. Willi Dejungs Tochter Christine steht mit ihm
im Laden, sie nimmt die Schuhe an. Nach ihrer kaufmännischen Ausbildung stieg sie sofort
ins Geschäft des Vaters ein. Auch sein Schwiegersohn Andreas Motz hat 20 Jahre halbtags
in der Werkstatt mitgearbeitet, obwohl er hauptberuflich als Bäcker arbeitete. Dieses Jahr, am
1. April, hat er seine Bäckerstelle aufgegeben und ist nun offiziell Geschäftsführer. Das
bedeutet aber nicht, dass Willi Dejung nicht mehr arbeitet. „Wenn er nicht mehr arbeiten würde,
würde er krank werden“, lacht seine Tochter.
Monoton fand Willi Dejung seine Arbeit nie. Im Gegenteil, er findet seinen Beruf ganz
wunderbar, weil er so vielseitig ist. „Es gibt immer neue Materialien, man muss lernen, mit
ihnen umzugehen“, sagt er. „Zum Glück bekam ich eine gute Ausbildung in meinem Handwerk.
Darauf kann ich immer zählen“, freut er sich. Heute werden die meisten Schuhe mit viel Gummi
und Plastik hergestellt, die repariert er aber nicht. Außerdem sind Schuhe nicht einfach Schuhe.
Schuhe sind Sportschuhe, Sneakers, Sandalen, Wanderstiefel ...
Bis vor zehn Jahren machte Dejung auch noch Maßschuhe, aber das lohnt sich nun nicht mehr,
sagt er. „Man müsste mit einem Paar zwei Tage oder mehr beschäftigt sein – das hängt vom
Schuhmodell ab.“ Maßschuhe werden heute selten angefragt, obwohl sie einen besonders hohen
Komfort bieten. Sie sind einfach zu teuer. „Die Mode ändert sich ja heute auch viel schneller.
Jedes Jahr ist etwas anderes modern, nicht nur bei den Damen-, auch bei den Herrenschuhen.
Die Leute mögen, was in Mode ist. Und gerade die jungen Damen brauchen ja zu jedem
Kleidungsstück ein anderes Paar passende Schuhe“, sagt der Schuhmachermeister und lächelt
dabei.
nach: www.dermainzer.net