ES WAR NICHT IMMER EINFACH
Thomas Wolf, 47, Informatiker in München, mit Durchschnittsvermögen, verheiratet. Mit
einem IQ von etwa 200 gehört er zu den klügsten Menschen unseres Planeten. Hier erzählt er
seine Geschichte.
In der Grundschule hatte ich es nicht immer leicht. Ich musste sogar in eine andere Klasse
gehen, weil ich mich mit meinem Lehrer nicht verstanden habe. Wenn ich in der Schule etwas
dumm fand, habe ich das gesagt. Ich war auch kein guter Schüler, weil andere Sachen für mich
interessanter waren als Biologie oder Erdkunde. Ich wollte Software programmieren. Das war
damals noch nicht so populär und stand nicht auf dem Stundenplan. Trotzdem habe ich schon
als Jugendlicher mehrere Male den ersten Preis beim Bundeswettbewerb Informatik gewonnen.
Im Erwachsenenleben hatte ich es auch manchmal schwer. Für meine Hochzeit habe ich
ein Projekthandbuch mit den Namen der Hochzeitsgäste, dem Ablauf der Hochzeit und
den genauen Uhrzeiten angelegt. Das hat meine Verlobte genervt, sie wollte eine normale Liste
auf einem Notizblock. Zum Glück konnte ich sie zum Projekthandbuch überreden und es hat
dann alles geklappt. Allerdings hat sich meine Verlobte am Altar ein paar Minuten verspätet,
da wurde ich schon ein bisschen nervös. Als wir endlich unsere Ringe tauschen konnten, war
das ein schöner Moment, den ich nie vergessen werde.
Mein Alltag ist manchmal kompliziert, weil ich alle Dinge durchdenken muss. Ich möchte
immer auf alles vorbereitet sein: Beim Einkaufen habe ich außer einer kleinen Einkaufstasche
auch ein Taschenmesser, eine Taschenlampe, einen Schraubendreher, ein Maßband und
ein Pflaster in meiner Jacke. Das alles kann manchmal ganz schön schwer sein. Und ich
schreibe meine Einkaufsliste immer in der Reihenfolge, wie man die Produkte im Geschäft am
schnellsten finden kann, ohne Sonderangebote zu suchen. So spare ich Zeit, was für mich sehr
wichtig ist.
Seit ein paar Jahren bin ich Mitglied der
Giga Society, einer High-IQ-Vereinigung, der nur neun
Wissenschaftler angehören. Von dieser Organisation erfuhr ich aus einer Zeitschrift, in der ich
ein Interview mit dem Gründer der
Giga Society, Paul Cooijmans, gelesen habe. Da habe
ich erfahren, dass man einen Test erfolgreich absolvieren muss, um Mitglied zu werden.
Der Test war schwierig. Ich habe viele Monate für die Vorbereitungen gebraucht, aber
schließlich habe ich es geschafft. Wir, die Mitglieder der
Giga Society, haben uns noch nie auf
einer Konferenz oder bei einem Projekt getroffen. Aber irgendwann würde ich den einen oder
anderen gern kennenlernen.
nach: www.spiegel.de