Wskazówka:
Reporter: Während man selbst schwer arbeitet und kaum Urlaub hat, denkt man automatisch an andere, denen es vielleicht besser geht. Ewig am Strand liegen und die Sonne genießen, anschließend ein paar schöne Fotos auf dem Blog posten – und dafür auch noch viel Geld kriegen: So stellen sich viele Reiselustige das Leben einer Reisebloggerin vor. Wir haben mit Christine Neder, einer Bloggerin, gesprochen und gefragt, ob das stimmt. Christine, du betreibst seit rund acht Jahren deinen Reise-Blog. Wie viel hat dein Job wirklich mit solchen Vorstellungen zu tun?

Christine Neder: Null. Wenn ich eine Pressereise mache, gibt es keinen Tag, an dem ich einfach am Strand liege. Es gibt jede Menge zu tun. Vor der Reise weiß ich, worüber ich schreiben möchte, dann kann ich früher ein Programm planen und Termine vereinbaren. Vor Ort konzentriere ich mich dann wiederum auf andere Aufgaben. Das bedeutet, dass ich in kurzer Zeit viele Eindrücke sammle und sie dann auch schon schriftlich in einer vorläufigen Fassung verarbeite. Das ist oft stressig, denn zwischendurch einfach mal keine Lust zu haben – das geht nicht. Es ist eine schöne Arbeit, aber es ist Arbeit.

Reporter: Viele Menschen träumen davon, ihren Bürojob zu kündigen, auf Weltreise zu gehen und ihren Lebensunterhalt nebenbei mit einem Blog zu verdienen. Schnapsidee oder Geschäftsmodell?

Christine Neder: Einfach einen Blog einrichten und damit schnell das große Geld verdienen, das klingt für viele verlockend. Ich denke, solche Leute unterschätzen die Arbeit, die ein Blog verlangt. Es geht ja nicht nur darum, Artikel zu schreiben, sondern auch Fotos zu machen, Videos zu drehen und damit verschiedene Social-Media-Kanäle zu bedienen. Nebenher erledige ich auch Organisations- und Verwaltungsaufgaben. Damit ein Blog Erfolg hat und Unternehmen überhaupt mit Bloggern kooperieren wollen und auch bereit sind, dafür Geld zu bezahlen, muss ein Blog schon eine gewisse Reichweite, also Bekanntheit, haben. Das geht nicht von jetzt auf gleich. Das dauert mindestens ein bis zwei Jahre. Mit Google-Optimierung und Bannerwerbung allein lässt sich nicht viel Geld verdienen. Außerdem sollte man bedenken, dass es inzwischen sehr viele Blogs gibt. Das Entscheidende ist jedoch, dass man etwas schafft, was es noch nicht gibt, also eine Nische finden muss.

Reporter: Wie sieht deine Arbeit aus, wenn du nicht gerade unterwegs bist?

Christine Neder: Abgesehen vom Schreiben eigener Texte koordiniere ich die Einträge meiner Co-Blogger – es gibt da einige, die nicht nur Inhalte beisteuern, sondern durch ihren eigenen Stil auch frischen Wind reinbringen. Außerdem schreibe ich Artikel für Magazine, wie Shape, Spiegel Online oder Cosmopolitan. Ein bisschen Geld in die Kasse gebracht haben auch meine zwei Bücher. Ansonsten bin ich jeden Tag online. Ich habe ständig eine Liste vor mir und arbeite daran, die einzelnen Punkte zu erledigen. Natürlich kommt immer Neues dazu. Oft geht das Wochenende drauf. Mir meine Arbeit gut einzuteilen, musste ich erst lernen. Ich versuche zu akzeptieren, dass ich nie alles schaffe.
nach: www.rundschau-online.de