Aufgabe 3
(głos męski)
Ich heiße Karl, bin 27 und möchte euch erzählen, warum ich mein Studium abgebrochen habe.
Ich studierte Jura, um mich für Menschen und für eine bessere Welt einzusetzen. Mein Schnitt
lag bei 14 von 18 möglichen Punkten. Mit neun Punkten im Staatsexamen, sagt man, stehen
einem alle Türen offen. Fast ein Jahr lang belegte ich schon Seminare im Hauptstudium, als
mich die Uni plötzlich benachrichtigte, dass ich von der Liste der Studierenden gestrichen
würde, wenn ich eine Klausur im Fach Strafrecht nicht nachhole. Nicht zu fassen! Das konnte
doch nicht wahr sein! Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Nach dem ersten Schreck dachte ich
aber: „Was soll’s, das schaffst du doch mit links!“
Doch es kam anders. Ausgerechnet während meiner Klausurvorbereitung trennte sich meine
Freundin von mir. Es ging mir so schlecht, dass ans Lernen kaum zu denken war. Am Ende fiel
ich durch die Klausur. Zuerst fand ich das alles noch lächerlich. Ich ging zu dem zuständigen
Professor. Die Antwort: „Ihre persönlichen Probleme dürfen bei der Bewertung keine Rolle
spielen.“ Die Tatsache, dass ich in der Klausur den schlimmsten Liebeskummer meines Lebens
hatte, ließ ihn kalt. Dabei war ich doch immer ein hervorragender Student gewesen!
Um nicht von der Uni exmatrikuliert zu werden, meldete ich mich selbst vom Studium ab, bevor
man mich aus der Liste der Studierenden streichen konnte. Ich schätze, es ist noch nie jemand
mit einem besseren Schnitt aus dem Jurastudium geflogen.
Freunden und Bekannten habe ich gesagt, ich sei freiwillig gegangen. „Hatte keinen Bock mehr.
War doch nichts für mich, spät gemerkt.“ Das stimmte natürlich nicht. Vom ersten Tag meines
Studiums an wollte ich Anwalt werden. Zu wissen, dass ich das nun nicht mehr konnte, war
ein schreckliches Gefühl. Ich lag Monate in meinem Zimmer, habe nur mit wenigen Menschen
gesprochen, bin kaum rausgegangen.
Da machte mich ein Kumpel auf die Facebook-Seite der Texterschmiede aufmerksam, einer
der besten Akademien für Werbetexter in Deutschland. Aus Langeweile habe ich mich an einer
Aktion beteiligt, bei der man einen Slogan für ein Foto posten sollte. Völlig unerwartet lud mich
die Texterschmiede zu einem Auswahlgespräch ein. Ich ging hin und wurde nach einem Test an
der Akademie angenommen.
Zuerst habe ich nur zugesagt, weil ich keine Alternative hatte und natürlich geschmeichelt war,
dass mich die Leute dort für ein Talent hielten. Aber eigentlich wusste ich nichts über Werbung
und besonders kreativ fand ich mich auch nie. Während der einjährigen Ausbildung habe ich
dann gemerkt, dass mir das Texten wirklich liegt und dass man auch mit Werbung etwas
bewirken kann. Die Werbung kann etwa für eine Kampagne sein, die Menschen dazu bringt, für
eine gute Sache zu spenden.
Dann lief es richtig gut. Heute bin ich froh, dass es mit Jura nicht geklappt hat. Bei
der Texterschmiede lernte ich meine heutige Freundin kennen und arbeite jetzt für
eine Werbeagentur.
Na podstawie: www.zeit.de